Mein Wagen gab aus dem Stand
heraus an einer belebten Kreuzung
plötzlich Vollgas auf eine von rechts
kommende Straßenbahn zu. Weil ich kurz
zuvor an einem Crashkurs teilgenommen
und richtiges Bremsen im Notfall geübt
hatte, brachte ich den Wagen kurz vor der
Straßenbahn zum Stehen. Die Bremse
erwies sich als stärker als die
Motorkraft. Meine Frau und ich waren dem Tod
näher als je zuvor. Die
Straßenbahn hätte uns zermalmt.
Erst nach drei weiteren
ähnlichen Vorfällen wurden in
einer dritten Werkstatt die Fehler gefunden
und endgültig, so hoffe ich, beseitigt.
Es handelte sich um Fehlermeldungen
an der Drosselklappe und
am elektronischen Verteiler. Beide wurden
ausgetauscht. Es waren die gleichen Teile,
die im US Bericht erwähnt wurden.
Hier sind einige
Vorfälle, die an meine Erfahrungen
erinnern. Ich habe sie unterschiedlichen
Medien entnommen. Zwei stammen aus meinem
Bekanntenkreis. Sie sind Beispiele
für viele andere, die nicht nur
im deutschen Internet zu finden sind.
1. Im November 2012 fuhr ein
Bus in Hessen ungebremst in eine Hauswand.
2. Vor ein oder zwei Jahren
fuhr ein an Morbus Bechterew Erkrankter in
eine Gruppe von an einer Haltestelle
wartenden Menschen. Es gab Tote und
Verletzte.
3. Vor mehreren Jahren fuhr
eine alte Dame in Niedersachsen gegen einen
Schreibwarenladen.
4. Ebenfalls vor
längerer Zeit fuhr eine Dame unseres
Bekanntenkreises rückwärts gegen
eine Mauer. Totalschaden. Die Fahrerin blieb
unverletzt.
5. Eine ältere Dame fuhr
in den Eingang einer Sparkasse in
Norddeutschland und blieb dort stecken.
6. Eine Fahrerin erlebte das
Gleiche ohne Folgen. Ihr wurde erklärt,
der Tempomat sei der Auslöser.
7. In einer norddeutschen
Stadt raste eine alte Dame am 28. Juli 2014
über einen Parkplatz, verletzte eine
Radfahrerin, fuhr in einen Graben und
verletzte sich schwer. Ich versuchte, ihr
über die Polizei meine Telefonnummer
zukommen zu lassen, um Näheres zu
erfahren. Das scheiterte an Hinweisen auf
Daten- und Personenschutz.
8. Eine Freundin fuhr
ungebremst in eine Mauer. Totalschaden,
keine Verletzung.
9. Am 3. August 2014 fuhr
eine Frau in Norddeutschland gegen ein Haus,
das danach einsturzgefährdet war.
10. Am 12. August 2014 fuhr
ein Laster in Thüringen ungebremst
gegen eine Wand.
11. Am 8. September 2014 fuhr
eine Fahrerin in den Necker und ertrank. Die
Ursache ist unklar.
12. Am 20. September 2014
raste ein 18-Jähriger in
Schleswig-Holstein in eine
Schülergruppe. Es gab Verletzte.
13. Der weltberühmte
Fotograf Helmut Newton raste 2004 gegen die
Wand seiner Garage. Er starb. Ursache
ungeklärt.
Spitze des Eisbergs oder nur
Einzelfälle?
In den Fällen, in denen
ich etwas erfahren konnte, wurde ein
Fahrfehler unterstellt. Hat man es sich
jedoch nicht zu leicht gemacht, aus
Unkenntnis von Alternativen, mit der
häufigen Unterstellung, dass Gaspedal
und Bremspedal verwechselt wurden? Warum
sollte mit der Kraft einer Vollbremsung
versehentlich auf das Gaspedal getreten
werden und das womöglich sekundenlang?
Wenn kein ersichtlicher Grund zur
Vollbremsung vorlag?
Wenn ich nicht an einem
Crashkurs teilgenommen und richtiges Bremsen
gelernt hätte, nämlich scharfes
Bremsen und nicht mit dem Bremsdruck
nachlassen,
wenn ich schlechter reagiert
hätte,
wenn wir beim ersten Mal zu
Tode gekommen wären, jeder hätte
mich für einen alten Trottel gehalten,
wenn ich Passanten
überfahren hätte,
wenn ich mir nicht sicher
gewesen wäre, nicht versehentlich auf
das Gaspedal getreten zu haben,
wenn ich nicht in den Medien
nachgeforscht hätte,
wenn an meinem Auto keine
Fehler an dem elektronischen Verteiler und
an der Drosselklappe gefunden worden
wären,
hätte man mir mit
Sicherheit Fahrfehler unterstellt.
Hätte die dritte (!) Werkstatt nicht
die Fehler am elektronischen Verteiler und
an der Drosselklappe gefunden, die Wahrheit
wäre nie herausgekommen.
Weil ich „noch einmal, besser
viermal, davongekommen bin“, sehe ich es als
meine Pflicht an, die Öffentlichkeit zu
informieren. Deswegen habe ich mein Buch
geschrieben.
Die vermutlich
Unglücklichen herauszufinden und zu
rehabilitieren, denen möglicherweise zu
Unrecht unterstellt wurde, aus Versehen aufs
Gaspedal getreten zu haben, wird
nachträglich nicht möglich sein.
Für die Zukunft habe ich
jedoch Wünsche: In erster Linie eine
bessere Aufklärung durch die Medien.
Vielleicht auch durch einen Aufkleber mit
dem folgendem Hinweis: Falls Ihr Wagen
unbeabsichtigt Vollgas gibt, müssen Sie
so kräftig wie möglich
bremsen, nicht mit
der Bremskraft nachlassen und
den Gang herausnehmen. So wie damals,
als nach der Einführung des Airbags
durch einen Hinweis auf dem Handschuhfach
vor Kindersitzen auf dem rechten Vordersitz
gewarnt wurde. Oder wie der Hinweis auf die
Höchstgeschwindigkeit auf dem Lenkrad,
wenn Winterreifen aufgezogen waren.
Auch sollte in ähnlichen
Fällen in den Werkstätten ein
differenziertes Vorgehen erfolgen. Die
Aussage eines Werkstattmitarbeiters, es
seien immer Fahrfehler, zeugt von mangelndem
Wissen. Vermutlich denken es andere auch,
aus Unkenntnis. Denn wohl kein Autofahrer
und nicht alle Kfz Meister (von sieben
Befragten kannten nur drei das Problem)
dürften wirklich darüber
informiert sein.
Die plötzlichen
Beschleunigungen betreffen viele Automarken.
Zahlreiche Meldungen dazu finden sich im
Internet.
Das Problem liegt meiner
Meinung nach in dem zu engen Nebeneinander
der Elektronikbausteine, die sich unter ganz
bestimmten Umständen gegenseitig
stören. Weil bei mir die
Störungen immer dann auftraten, wenn
ich bei stehendem Auto den Fuß auf der
Bremse hatte, stelle ich mir vor, dass die
Bremselektronik verantwortlich ist. Eine
verbesserte Isolierung der einzelnen
elektronischen Bausteine gegeneinander
könnte die Lösung sein.
Die Ursache könnte zudem
in der Programmierung liegen. Nach Aussage
von Fachleuten gibt es keine noch so gute
Programmierung, die nicht verbessert werden
könnte.
Auch in anderen Bereichen
wird über Fehlfunktionen in
dramatischer Weise berichtet. So kam es
trotz aller Technik zum Absturz eines der
ersten Airbusse. Das Drama wurde im
Fernsehen übertragen. Die
Flugzeugbranche zog Konsequenzen, indem alle
wichtigen Systeme dreifach und nicht etwa
nur zweifach abgesichert wurden.
Und trotzdem kann es noch
immer zu Katastrophen kommen, wie der
Absturz der Air-France-Maschine über
dem Atlantik zeigt. Oder der
Zusammenstoß zweier Züge in
Mannheim am 1. August 2014. Hier sollte der
Zugführer des Güterzuges schuld
sein. Wirklich?
Ich gehe davon aus, dass der
bei meinem Wagen erfolgte Austausch des
elektronischen Verteilers und der
Drosselklappe den gewünschten Erfolg
gebracht hat. Dennoch habe ich mir
angewöhnt, im Stand den Gang
herauszunehmen.